Hinter die Berge

"... der Magistrat wird gebeten, ... zu folgenden Fragen Stellung zu neh­men: 

  • Wessen Wunsch und Initiative entspringt die jetzige Planung, eine bis zu 30 m breite Schnellstraße durch das Stadtgebiet zu führen
  • Besteht die Möglichkeit eine Lösung zu finden, die den Verkehrsbedürfnissen der nächsten Jahrzehnte genügt, ohne negative Auswirkungen der jetzigen Über-Auto­bahn-Projektierung aufzuweisen.
  • Welche Möglichkeiten bestehen, die neue B3 in anderer Art oder außerhalb des Stadtgebiets zu führen." 

(OP 22.03.1961) 

"Ist es nicht viel sinnvoller (Anmerkung: nach Prof. Dr. Bock, Rektor der Philipps Universität), die Bundesstraße B3 hinter die Lahnberge zu legen, in einer Linienführung etwa vom Cölber Eck zur Nehebrücke."

(OP 14.04.1961)  

"Jede moderne Gemeinde strebt (Anm.: nach Prof. Dr. Bock) an, den Verkehr aus der Stadt fernzuhalten. Selbst kleine Gemeinden bauen Umgehungsstraßen ... das vorliegende Projekt bedeutet das Gegenteil."

            (OP 14.4.1961) 

"Der Bund wird (Anm.: nach Prof. Dr. Bock) an einer verkehrstüchtigen B3 außerhalb Marburgs hinter den Lahnbergen nicht weniger Interesse haben als an einer B3, die quer durch Marburg hindurch geht. So scheint ... alles darauf anzukommen, die Bürger unserer Stadt und ihre Vertreter im Magistrat mit allem Nachdruck auf die Sorge und Verpflichtung hin­zulenken, die edelsten Güter unserer Universitätsstadt, ihre Geistigkeit und ihre un­vergleichlich schöne Natur zu bewahren." 

(OP 04.04.1961) 

"... Projekts sehe ich (Anm.: Prof. Dr. Bock) eine schwere Gefährdung der Belange der Universität und ihrer Kliniken ..., weiter einen nie wieder gutzumachenden Eingriff in die natürliche Schönheit des Lahntals ... Diese Schäden werden durch den Zuwachs von einigen Tausend kaffeetrinkenden Auto- und Motorradfahrern nicht ausgeglichen werden können. Die Gäste, die sich Marburg wünschen sollte, länger verweilende, die den Städten den Geistes und der Geschichte aufspürend und vertiefend nachgehen, werden den Weg nach Marburg auch von einer - so einfach hinter den Lahnbergen zu führenden - Bundesstraße B3 herfinden." 

(OP 14.04.1961) 

"Der verhältnismäßig geringe Anteil des Durchgangsverkehrs rechtfertigt - so folgert Schwebel - nicht die ... Umgehungsstraße, die zwangsläufig in einem größeren Ab­stand von der eigentlichen Stadt hinter den Lahnbergen verlaufen müsste. Eine solche Maßnahme wäre verkehrs- und volkswirtschaftlich nicht zu verantworten, da

  1.  die Belastung eines solchen Straßenzugs praktisch unbedeutend wäre und
  2.  eine Entlastung der Innenstadt einfach nicht zu erzielen ist. 

 Das gleiche gilt sinngemäß für die schienengleichen Bahnübergänge." 

(OP 26.04.1961) 

 "Die ... Industrie- und Handelskammer Kassel vertritt ... die Auffassung, die B3 als wichtigste Verkehrsader nicht in einer Umgehungsstraße an Marburg vorbeizuführen, sondern diese unter allen Umständen im Stadtbereich von Marburg zu halten ... Die Verlegung der Bundesstraße B3 hinter die Lahnberge würde Marburg aus dem groß­räumigen Verkehrsstrom ausschalten. Ein Anschluss an die B3 könnte dann nur durch Zubringerstraßen erreicht werden. Die dadurch entstehenden Nachteile für die ge­samte Wirtschaft mit ihren Auswirkungen auf die Finanzsituation der Stadt können nicht abgeschätzt werden. Bereits bei der Führung von Umgehungsstraßen in un­mittelbarer Nähe von Städten haben sich nachteilige wirtschaftliche Auswirkungen ergeben." 

(OP 17.05.1961) 

"Nach Meinung Schwebels rechtfertigt der geringe Anteil des echten Durchgangs­verkehrs in keiner Weise den Bau einer ortsfernen Umgehungsstraße, ganz zu schwei­gen für die verheerenden Folgen für die Stadt Marburg ... aufgrund der jährlichen Verkehrszunahme von rd. 10%  müsse man damit rechnen, dass die Abwanderung des Verkehrsaufkommens in einer Höhe von etwa 20% auf eine Umgehungsstraße bereits nach zwei Jahren wieder ausgeglichen sei und man dann die gleichen Verkehrsver­hältnisse habe, wie vor Inbetriebnahme der Umgehungsstraße. Für 1980 rechne man mit einer Verkehrssteigerung um das 2,3-fache gegenüber 1960. Falls eine Um­gehungsstraße gebaut werde, bleibe immer noch eine Verkehrssteigerung um das 1,85-fache. Wie soll eine solche Verkehrsbelastung, die 1980 doppelt so groß ist wie heute, auf dem jetzigen Straßennetz bewältigt werden?" 

(OP 20.05.1961)

“Die Regionale Planungsgemeinschaft Mittelhessen (RPM) schlägt Trassenände­rungen der Autobahn Marburg-Kassel vor, weil ihrer Ansicht nach der Ebsdorfer­grund eines der wichtigsten noch intakten landwirtschaftlichen Gebiete in der Region Mittelhessen darstellt ... nach den Vorstellungen der RPM wäre eine Linienführung, die den Ebsdorfergrund südlich umgeht und östlich von Dreihausen und Amöneburg verlaufen würde, wesentlich günstiger. Sie würde den Ebsdorfergrund nicht beein­trächtigen und außerdem den südöstlichen Kreisteil Marburg besser erschließen."

(OP 14.02.1974)

“In Baustufen soll das Bundesfernstraßennetz im Raum Gießen-Marburg ausgebaut werden. Vorrang hat ... der Main-Lahn-Schnellweg ... in der zweiten Dringlichkeit des Ausbauplans für den gesamten Raum Marburg-Gießen befindet sich die ... und die Autobahn Kassel-Stadtallendorf-Marburg im Abschnitt Ebsdorfergrund.”

(OP 16.07.1974)

“Wenn wir die Landwirtschaft als entscheidenden Produktionsfaktor im Ebsdorfer­grund erhalten können, und störende Einflüsse von dieser Landwirtschaft fernhalten, wie z.B. die Zerschneidung dieser Fläche durch eine Autobahntrasse, dann wird der Ebsdorfergrund uns auch in Zukunft als blühende Kulturlandschaft erhalten bleiben, erklärte Verbandsdirektor Adi Damm. Das Erreichen wertgleicher Lebensbedingungen sei wichtigster Grundsatz der Raum­ordnung. Die Verbesserung der Lebensbedingun­gen in den ländlichen Räumen sei Ziel der Raumordnungspolitik. Dabei sei die Kon­zentration an wenigen Standorten die bessere Voraussetzung für eine optimale Versor­gung auch und gerade der ländlichen Räume."

(OP 07.12.1974)

Baudirektor Stute (Straßenbauamt Marburg): “... ein unglücklicher Entschluss gewe­sen, die ursprüngliche Trassenführung durch den Ebsdorfergrund ... aufzugeben. In­dessen sei die alte Trasse aus den Überlegungen in Wiesbaden noch nicht ausgeschie­den.”

(OP 16.3.1979)

“Die gewerbliche Wirtschaft des Marburger Raumes, vertreten durch die IHK Kassel, ..., forderte am 11.4.1979 nachdrücklich die Trasse durch den Ebsdorfergrund, '... weil sie eine leistungsfähige und moderne Straßenverbindung zwischen dem nordhessischen und mittelhessischen Raum wäre'."

(OP 12.04.1979)