Ein Flaschenhals
“... Sorge über die künftigen Autobahnplanung im Raum Marburg, die im ungünstigsten Fall dazu führen könnte, dass in den 80er Jahren ein wesentlicher Teil des Nord-Süd-Verkehrs über die jetzige “Stadtautobahn” erfolge, steht hinter einer Resolution, die der SPD-Ortsverein Marburg-Nord einstimmig beschloss ... In der Resolution wird der Magistrat aufgefordert ... unter allen Umständen zu verhindern, dass das derzeit fertige Teilstück der B3a im Stadtgebiet ... Bestandteil der Autobahnverbindung zwischen Kassel und Gießen wird."
(OP 30.06.1975)
“Nach den einstimmigen Beschlüssen der RPM habe inzwischen auch die Staatskanzlei der vorgesehenen Linienführung vom Kirchhainer Kreuz ab in Richtung Gießen grundsätzlich zugestimmt.”
(OP 07.05.1976)
“... stellten RPM-Geschäftsführer Adolf Damm und ... Baudirektor Hans Zutt, unterstützt vom Leiter des Planungsamtes, Oberbaurat Ernst Kronich ... ihre Konzeption zur Debatte. Danach ist die Planung für die A49 (einbahnig von Fritzlar-Nord über Borken/Schwalmstadt bis Kirchhain) abgeschlossen. Diese Strecke soll bis 1982 fertiggestellt sein. Von Kirchhain geht es dann über die ausgebaute B62 auf Cölbe, Marburg und durch das Lahntal nach Gießen. Diese Strecke genießt die höchste Priorität im Bedarfsplan für Bundesfernstraßen.”
(OP 22.05.1976)
“Mit der Fertigstellung des Autobahnteilstücks vom Anschluss Cölbe über Cölber Eck bis Anschluss Bürgeln und der Indienststellung der Südumgehung Kirchhain ist aber auch mit der, wenn auch zunächst nur zweispurigen Fertigstellung der A49 von Kassel bis zum Hof Netz östlich Kirchhains, zu rechnen, so dass dann eine schnelle Verbindung zwischen Marburg und Kassel durch Autobahnen und nur ein kurzes Bundesstraßen-Teilstück (B62 neu südlich Kirchhain) von 1981 an gesichert ist.”
(OP 30.10.1976)
“... langfristig sieht Bürgermeister Bernhard Sälzer erhebliche Schwierigkeiten, wenn einmal die B3a an den Gießener Ring angeschlossen wird. Da sowohl die Westumgehung Marburgs als auch die Autobahn im Ebsdorfergrund nicht gebaut würden, werde sich der Schwerlastverkehr ab 1982/83 ... durch die Marburger Innenstadt auf der jetzigen Stadtautobahn zwängen. Damit sei eine erheblich größere Verkehrsbelastung für Marburg verbunden. Der Schwerlastverkehr werde nicht durch Marburgs Lahntal fließen, wenn die Autobahnverbindung (Bundesautobahn A49) Lumda-Kirchhain fertiggestellt sei ... die Stadt werde sich daher ... mit allen Möglichkeiten einsetzen, die Dringlichkeitsstufe für den Autobahnabschnitt Lumda-Kirchhain zu verbessern."
(OP 06.11.1976)
“Die Argumente gegen die Weiterführung der jetzt als A485 bezeichneten Trasse der Autobahn Gießen-Cölbe und für einen verkehrsgerechten Ausbau der alten B 3 im Lahntal zeigten zunehmend Wirkung ... verstärkten sich die Bedenken, dass ein vermehrter Fernverkehr ... in den Marburger Raum eingebracht werde. ... aber auf lange Sicht, werde das Nadelöhr Marburg zu einer Fernverkehrsstraße.” (Anm.: Bürgerinitiativen)
(OP 10.03.1978)
“Entgegen wiederholt geäußerte Befürchtungen werde sich auch in Zukunft, d.h. nach Komplettierung des Fernstraßennetzes im Raume Marburg, der bundesweite Autobahnverkehr von Norddeutschland über Kassel nach Frankfurt ... nicht über die Regionalautobahn Cölbe - Gießen abwickeln. Alle Anstrengungen der Straßenbauverwaltung seien darauf gerichtet, den südlichen Abschnitt der Autobahn A49 von Kirchhain bis Lumda zügig voranzutreiben ... Dass nach Fertigstellung dieses südlichen Abschnitts der Autobahn Kassel-Lumda der bundesweite Fernverkehr die Strecke über Marburg annehmen würde, könne aller Erfahrung nach ausgeschlossen werden, zumal die Mehrlänge ... rd. 16 km betrage und darüber hinaus der nur zweispurige Streckenabschnitt ... zwischen Kirchhain und Cölbe ... diese Strecke für den Fernfahrer unattraktiv werden lassen würde” (Anm.: Antwortschreiben des Hessischen Ministers für Wirtschaft und Technik Heinz-Herbert Karry auf den Brief des Marburger Oberbürgermeisters Dr. Hanno Drechsler vom 5.1.1972)
(OP 04.11.1978)
“Zwischen dem Magistrat der Stadt Marburg und dem Kreisausschuss des Landkreises Marburg-Biedenkopf ist eine gemeinsame Konzeption bezüglich des weiteren Ausbaus des Bundesfernstraßennetzes zu entwickeln und zu verfolgen. Ziel muss dabei u.a. sein ... zu erreichen, dass die durch den Ostteil des Landkreises Marburg-Biedenkopf geplante Autobahn als Anschluss der von Kassel-Fritzlar kommenden Autobahn an die Autobahn Frankfurt-Gießen-Alsfeld-Kassel möglichst bald gebaut wird. Damit soll verhindert werden, dass der Schwerlastverkehr in Richtung Süden/Norden und umgekehrt (nicht) mitten durch Marburg verläuft."
(OP 24.11.1978)
“Zur Aufstellung eines neuen Generalverkehrsplans ... berichtete Erster Stadtrat, Bernhard Sälzer ..., könne die Verkehrsplanung 1971 nicht Grundlage der zukünftigen Entwicklung sein, da sie von überholten und falschen Annahmen ausgehe ... Die vierspurige B3a soll soweit als möglich innerstädtischen Nord-Süd-Verkehr aufnehmen und die innerstädtischen Parallelstraßen rechts und links der Lahn entlasten."
(OP 30.11.1978)
"... erinnerte der Oberbürgermeister zunächst an die Ausgangslage der 60er Jahre, als Marburg im Durchgangsverkehr erstickte und durch die Bahn in zwei Hälften geteilt war. Die Stadt hätte niemals das Geld gehabt, für einen kreuzungsfreien Durchgangsverkehr zu sorgen und all die Brücken über die Bahn zu bauen. Die 'Stadtautobahn' habe im Hinblick auf die Stadtentwicklung und die Entlastung des Innenstadtverkehrs Vorteile gebracht. Es habe im übrigen der Denkweise der 60er Jahre entsprochen, dass die Umweltbelastungen noch nicht so im Vordergrund standen wie heute. Entscheidend sei gewesen, dass Marburg nach der damaligen Planung in einem Dreieck zwischen den Autobahnen Kassel - Gießen, Olpe - Hattenbach, Bremen - Gießen liegen sollte und die B3 lediglich als Zubringer gedacht war ... Wenn sich heute abzeichnet ... dass die B3 im Stadtgebiet nicht Teilstück eines Autobahnzubringers, sondern Teilstück einer Nord-Süd-Durchgangsautobahn werden kann, dann haben wir eine ganz andere Sachlage."
(OP 30.11.1978)
“Für die SPD-Kreistagsfraktion erklärte deren Vorsitzender, Prof. Dr. Kliem, dass man mit der Marburger SPD völlig einig darüber sei, dass die B3 nach Süden erst fertiggestellt werden dürfe, wenn die Autobahn Kirchhain-Lumda betriebsbereit sei. Kliem bedauerte, dass die Kreis-CDU den Bau der 'Ohmtal-Autobahn' verzögere, indem sie Alternativ-Trassen geprüft haben wolle. Wenn es mit der Ohmtal-Trasse nicht weitergehe, entstünde in der Tat die Gefahr, dass die Autobahn Kassel-Kirchhain über Marburg nach Gießen weitergebaut werde."
(OP 30.11.1978)
“Die Fragen der Marburger Verkehrsplanung werden den Bundestag beschäftigen. Wie Bürgermeister Bernhard Sälzer mitteilt, hat sich der CDU-Bundestagsabgeordnete, Gerhard O. Pfeffermann, der im Landkreis Marburg aufgewachsen ist, ... als Mitglied des Verkehrsausschusses des Bundestages an die Bundesregierung gewandt. MdB Pfeffermann geht davon aus, dass die Stadtautobahn eine verhängnisvolle Fehlentscheidung des damaligen Oberbürgermeisters war ... Es sollte möglich sein, nach der Gigantomanie des Marburger Straßenbaus in den 60er Jahren und der damit verbundenen Zementierung des Lahntals heute Lösungen zu finden, die einerseits die verkehrliche Anbindung Marburgs hinreichend gewährleisten, andererseits aber auch sowohl der etwas neueren Marburger Bescheidenheit ... als auch den Bedenken und Wünschen der betroffenen Bürger Rechnung tragen."
(OP 01.12.1978)
“CDU/SPD und FDP brachen einen gemeinsamen Dringlichkeitsantrag ein, wonach der Magistrat gebeten wurde, “mit allen politischen und rechtlichen Mitteln daraufhin zu wirken, dass die aus dem derzeitigen und geplanten Neu- bzw. Ausbau der B3 (B3n) resultierenden Belastungen für die Stadt so gering wie möglich gehalten werden und insbesondere kein zusätzlicher überregionaler Durchgangsverkehr, vor allem Schwerlastverkehr, durch Marburg geleitet wird. Die Anbindung Marburgs an das Autobahnnetz soll in der Klassifizierung eindeutig als Zubringer, nicht aber als Bestandteil dieses Netzes, erfolgen.”
(OP 02.12.1978)
“Oberbürgermeister Dr. Hanno Drechsler hielt sich ... verpflichtet, einer angeblichen Legendenbildung entgegenzuwirken, was die Vorgeschichte des Marburger 'Stummels' angeht. Die seinerzeit getroffene Entscheidung, die Führung der B3 durch das Stadtgebiet zu fordern, halte er, Drechsler, für 'im Prinzip richtig'. Die Stadt brauche von Bund und Land die Zusicherung, dass der Anschluss an die Stadtautobahn nicht eher erfolge, bis die anderen ... Autobahnen fertiggestellt sind."
(OP 04.12.1978)
“Unterstützung bekam er durch Tomas Schneider (Bündnis 90/Die Grünen). Der Marburger Abgeordnete erklärte, dass die heilsbringende Wirkung von Autobahnen noch nirgendwo bewiesen worden sei ... Schneider befürchtete, dass künftig Lkw-Fahrer, um die Berge südlich von Stadtallendorf und die häufigen Staus auf der A5 zwischen Homberg und Ohm und dem Gambacher Kreuz zu umgehen, die Autobahn bei Stadtallendorf verlassen werden und über den Unfallschwerpunkt B62 zwischen Kirchhain und Cölbe Richtung Süden rollen werden. Lediglich dem Nord-Abschnitt der B3 werde die Autobahn Entlastung bringen, sagte Schneider, der es für seine Fraktion ablehnte, 'ein kleineres Übel zu bauen'.”
(OP 31.03.2000)